Durch den Ausbau der Prävention auf der Basis regionaler Netzwerke entwickelt sich die Prävention zu einer Gemeinschaftsaufgabe kooperierender Einrichtungen und Institutionen, deren Inhalte konkret durch Projekte, Angebote und Aktionen auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten sind. Somit entsteht eine breitgefächerte zielgruppen- und lebensweltorientierte Prävention, die die lokalen Gegebenheiten (großstädtischer Bereich, Kreisgebiet, ländliche Region etc.) stärker mit in die Überlegungen der Suchtvorbeugung einbeziehen kann.
Die Koordination der lokalen Suchtvorbeugung wird dabei von der jeweils entsprechenden Fachstelle für Suchtvorbeugung wahrgenommen.
Nach Hallmann (1996) werden durch die Bildung regionaler/kommunaler Arbeitsgemeinschaften zur Suchtvorbeugung der Aufbau von lokalen Verbundsystemen initiiert und unterstützt. „Derartige Arbeitsgemeinschaften, die aus Vertreter/innen der vor Ort tätigen Institutionen bestehen, haben es sich zur Aufgabe gemacht:
- die Zusammenarbeit der beteiligten Personen und Institutionen zu verbessern
- Angebotslücken in der Suchtvorbeugung aufzudecken und zu benennen
- geplante und laufende Maßnahmen auf regionaler Ebene zu verbessern
- Informationen an die politisch Verantwortlichen weiterzugeben sowie gemeinsam entsprechende Öffentlichkeitsmaßnahmen durchzuführen.
(Hallmann, 1996, S.1)
Aktuell ist die Fachstelle für Suchtvorbeugung, der Jugend- und Drogenberatung e.V., Ahlen, für den gesamten Kreis Warendorf (einem Kreis mit rund 270.000 Einwohner) für die Koordination und Vernetzung der lokalen Suchtvorbeugung verantwortlich. Das heißt konkret ein Verbundsystem aller im sozialpräventiven Rahmen Tätigen zu schaffen, zu erhalten und auszubauen, um einen Austausch und Kontakt mit Kooperationspartnern aus Schulen, Jugendämtern, Kirchengemeinden, dem Gesundheitswesen, der Rehabilitation, der Arbeitswelt, der Selbsthilfe etc. dauerhaft zu gewährleisten.
Seit 1990 arbeitet unsere Beratungsstelle auf dem Hintergrund dieses Kooperations- und Vernetzungsthemas. Kooperation und Vernetzung bedeutet im Rahmen kollegialer Zusammenarbeit ein „Geben“ und „Nehmen“ von Informationen, Aktivitäten und Engagement. Dazu gehört eine Koordination, die als Motor diese Kooperationsbemühungen unterstützt und durch eine Praxisorientierung qualitativ weiterentwickelt. Diese Funktion wird, besonders in Arbeitskreisen und Gremien, direkt von der Fachstelle wahrgenommen.
Um längerfristig Bestand zu haben, müssen Arbeitsgruppen einerseits ein integrierendes Moment aufweisen, z.B. eine inhaltlich gemeinsam getragene Linie entwickeln, die zielorientiertes Handeln ermöglicht. Darauf aufbauend müssen Arbeitsgruppen Praxiserfahrungen ermöglichen, von denen die einzelnen TeilnehmerInnen auch für ihren direkten beruflichen Alltag profitieren können.
Wünschenswert wäre an dieser Stelle natürlich, daß eine Arbeitsgruppe langfristig auch ohne die Koordination funktioniert. Der Prozeß der Ablösung hat im Kreis Warendorf jedoch in keiner Arbeitsgruppe, die von der Fachstelle initiiert worden ist, funktioniert. Gründe dafür könnten Bequemlichkeit, keine Übernahme von Leitungsverantwortung, ein hoher Verwaltungsaufwand (Einladungen, Portokosten etc.) aber auch Kontinuität und Beständigkeit durch einen sachkompetenten Ansprechpartner sein – eine Erfahrung die vielleicht verstärkt für den ländlich strukturierten Bereich gelten kann.